Karl Ernst Osthaus

Reformer und Kunstmäzen

Eine der berühmtesten Hagener Persönlichkeiten ist Karl Ernst Osthaus (1874-1921), der Gründer des Folkwang-Museums. Osthaus war sehr um die städtebauliche Ästhetik bemüht und hinterließ mit dem Museum Folkwang, den Bauten von Henry-Van-der-Velde und seiner Sammlung an bedeutenden Werken zeitgenössischer Kunst der Industriestadt ein nachhaltiges kulturelles Erbe.





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Der Begriff „Hagener Impuls“ verbindet sich untrennbar mit dem Namen von Karl Ernst Osthaus (1874-1921), der als Gründer des Hagener Folkwang-Museums (1902), gleichzeitig das weltweit erste Museum für zeitgenössische Kunst sowie ein Weltkunstmuseum, und des Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe (1909), sowie als Mäzen und Kulturvermittler zwischen 1900 und 1920 seine Idee verfolgte, daß Kunst und Leben versöhnbar und seine Visionen auf die soziale Realität einer ganzen Industriestadt zu beziehen seien. Osthaus holte hervorragende Künstler nach Hagen, organisierte zahlreiche Ausstellungen, initiierte die Hagener Silberschmiede und das Hagener Handfertigkeitsseminar. Daneben galt sein besonderes Interesse Architektur und Städtebau. Denn mit ihnen glaubte er den Rahmen gestalten zu können, innerhalb dessen im Zusammenspiel aller Künste das Gesamtkunstwerk Gesellschaft entstehen könnte. Herausragende Architekten, wie Henry van de Velde, Peter Behrens, J.L.M. Lauweriks, Richard Riemerschmid und Bruno Taut errichteten Bauten, die einen festen Platz in der Kunstgeschichte als bedeutende Beispiele des neuen Bauens um 1910 einnehmen und noch heute in Hagen zu bewundern sind. Weitere Zeugnisse und eine Dokumentation des „Hagener Impuls‘“ - Kunst und Kunstgewerbe – werden im „Museum des Hagener Impuls“ im Hohenhof gezeigt. 

Als Sohn eines Bankiers und einer vermögenden Unternehmertochter geboren, absolvierte er eine kaufmännische Lehre und studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Naturwissenschaften. Nach dem Tod seines Großvaters mütterlicherseits, dem Eisenindustriellen Wilhelm Funcke, konnte er über ein Erbe verfügen, das ihm die Möglichkeit zu ausgedehnten Reisen und zur Realisierung seiner umfangreichen Hagener Projekte bot. 1901 gründete Osthaus eine Malschule, in der Künstler sich in gesicherten finanziellen Verhältnissen ihren Werken widmen konnten. 1902 eröffnete er das ursprünglich in den 1890er Jahren als Naturkundemuseum konzipierte Museum Folkwang (das heutige Karl-Ernst-Osthaus-Museum) als Kunstmuseum. Zwischen Planung und Eröffnung vollzog sich für Osthaus ein grundlegender ästhetischer und inhaltlicher Wandel. Die naturwissenschaftliche Sammlung erhielt ihren Platz im Souterrain. Die oberen Stockwerke des Neorenaissance-Gebäudes wurden von dem belgischen Architekten Henry van de Velde gänzlich modern überarbeitet. Hier dominiert bis heute die Formensprache des Jugendstils und es werden  Werke der damaligen zeitgenössischen Kunst präsentiert, die so bedeutende Künstler wie Cézanne, Gauguin, van Gogh, Manet, Matisse, Renoir, Rodin, Rohlfs u. a. umfasst. Große Teile der Sammlung wurden nach Osthaus´ Tod an die Stadt Essen verkauft, die mit Hilfe des dort ansässigen Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats den Osthaus-Erben ein attraktives finanzielles Angebot unterbreiten konnte.

Literatur:
Barbara Gerstein, Regine Sonntag: Osthaus, Karl Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 624 f.

Text: Irene Rumpler M.A. (2. Textblock) / Birgit Schulte (1. Textblock)

Bild: Karl Ernst Osthaus. (Ida Gerhardi: Karl Ernst Osthaus, 1903, © E. Gerhardi, Lüdenscheid)

Auf den Spuren von Karl Ernst Osthaus