Gustav Selve (1842 - 1909) war ein bedeutender Großindustrieller des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das was Krupp für Essen war, wurde Selve für Altena, denn der Unternehmer engagierte sich sozial sehr für seine Arbeiter. Im Namen seiner Mitarbeiter wurde 1911 das heute noch gut erhaltene Selve-Denkmal am Berg zwischen Lenne- und Rahmedetal erstellt, das im Volksmund den Namen „Stiller Gustav“ erhalten hat.
Von seinem Vater hatte er die Messingblech- und Drahtproduktion übernommen und ausgebaut. Unter Heranziehung von Staatsaufträgen für die Herstellung von Patronenhülsen und Münzen führte er seinem Unternehmen ausreichend Gewinne zu.
Früh erkannte er die Vorteile des Aluminiumgusses für den Automobil-, Motorboot- und Luftschiffbau und sicherte sich und seinen Nachfolgern damit einen lukrativen Zukunftsmarkt. Die Expansion seines Unternehmens „Basse & Selve“ ging mit der Beschäftigung von rund 2000 Mitarbeitern allein in Altena einher - dorthin wurde 1869 der Firmensitz von Lüdenscheid verlegt. Geehrt wurde er für seine wirtschaftlichen Erfolge mit der Verleihung des Kommerzienrattitels. Gegen Ende seines Lebens hatte er Unternehmungen in Altena, Hemer und Lüdenscheid, im Rheinland, in Sachsen, Ostpreußen, der Schweiz und in Italien mit rund 3000 Mitarbeitern aufgebaut.
Aufgewachsen in der Tradition eines patriarchalisch gesinnten Unternehmertums führte Gustav Selve Sozialleistungen wie den Unterstützungsfond für Hilfsbedürftige unter seinen Arbeitern und ihren Hinterbliebene ein. Er engagierte sich früh für den Arbeiterwohnungsbau und gründete eine zugehörige Schule, eine Konsum- und eine Badeanstalt. Das Ensemble aus denkmalgeschützten Selve-Arbeiter- und Vorarbeiterhäusern, der Prokuristenvilla und dem Arbeiterfestsaalgebäude Haus Lennestein ist auch heute noch im Bereich Lennestein zu besichtigen.
Selve selbst hinterließ der Bevölkerung von Altena das von ihm großzügig mitfinanzierte Bismarck-Standbild, eines der ersten seiner Art, das in Sichtweite seiner eigenen Villa errichtet worden war.
Gustav Selve wurde in dem für ihn errichtete Familien-Mausoleum auf dem Alten evangelischen Friedhof an der Mathildenstraße in Lüdenscheid beigesetzt und kann besichtigt werden: http://www.luedenscheid.de/luedenscheid_erleben/bildung_und_kultur/denkmaeler/sp_auto_941.php ebenso wie das Gustav-Selve-Denkmal in Altena: http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav-Selve-Denkmal
Literatur:
Ralf Stremmel: Selve, Gustav. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, S. 231 f.
Ulrich Barth: Das Denkmal für den Industriellen Gustav Selve (1842–1909) in Altena. In: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe, 2007, Heft 1, S. 24-27.
Text: Irene Rumpler M. A.
Abb.: Geschichtsmuseum der Stadt Lüdenscheid