Die Zerstörung der Burg Hohenseelbach (Neunkirchen)

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Die kurze Geschichte der Burg Hohenseelbach aus dem 14. Jahrhundert war immer wieder Gegenstand mündlicher und literarischer Überlieferung. Ein ausgestorbenes Adelsgeschlecht und eine nach ihrer Zerstörung im Jahre 1352 nicht wieder aufgebaute, aber ehemals sicher imposant wirkende Burganlage regte zu allerlei Spekulationen an.





Nebelbäume Foto Susanne Thomas

Im Grenzsaum des Kreises Siegen-Wittgenstein und des Kreises Altenkirchen liegt die Basaltkuppe des Hohenseelbachkopfes. Hier stand vor Zeiten die Burg des Ritters Albert von Seelbach und seiner jungen und schönen Frau Gertrud. Das Glück der beiden war aber nicht von Dauer, denn des Ritters Sinn war auf äußere Pracht und auf Vergnügen gerichtet. Großartige Jagden, prunkvolle Turniere und Feste ließen seinen Geist unruhig werden. Nachdem er fast sein ganzes Hab und Gut für seine Vergnügungen in Pfand gegeben hatte, zog Ritter Albert mit seinen Knechten aus und wurde zum Schrecken für alle Bauern und Kaufleute. Selbst die Kirchen waren nicht mehr sicher. Der Ritter Albert fand Gefallen an seinem Räuberhandwerk und zog sogar bis in das Naussauische und Rheinische. Seine Frau Gertrud aber grämte sich daheim und welkte in der Blüte ihrer Jahre.

Nach langen Klagen der wehrlosen Landleute machte sich der Trierer Erzbischof Balduin mit seiner Heeresmacht auf, die Burg Hohenseelbach zu belagern und Rechenschaft zu fordern. Enger und enger schloss sich der Ring der Belagerer um die basaltenen Mauern der Burg. Verzweifelt war die Gegenwehr der Eingeschlossenen und selbst Frau Gertrud stand bei den Kämpfenden auf der Mauer. Als der Bischof alsbald nichts weniger als die Schlüssel der Burg forderte, höhnte Ritter Albert: Eher solle die Buche im Burghof zu Stein werden, als dass der Trierer einen Fuß auf die Mauer setze!

Der Kampf ging weiter bis die Gegner das Bollwerk erstiegen und in das Innere der Burg drangen. Da flehte Ritter Albert den Bischof um Erbarmen. Doch dieser erwiderte: „Eure Kleider, Ritter, riechen mir zu sehr nach Brand, und Eure Hände triefen mir zu sehr von Blut, als dass ich Euch die Versöhnungshand reichen könnte. Euer Weib aber mag in Frieden ziehen und alles, was sie tragen kann, mit in die Freiheit nehmen!"

Jäh erbleichte der Bischof, als er nicht lange danach die Burgfrau durch das Tor schreiten sah, die ihren Gatten auf dem Rücken trug. Nur mit Mühe konnte er, im Gedanken an das gegebene Wort, seinen Zorn niederhalten und ließ die getreue Gertrud mit ihrem Albert von dannen ziehen.

Auf Hohenseelbach aber ist kein Stein auf dem andern geblieben und die Buche im Burghof war noch über Nacht zu Stein geworden. In mondhellen Nächten soll die zerstörte Burg für Augenblicke aus der Tiefe steigen und eine lange, schwarze Fahne weithin sichtbar wehen.

Quelle:
Gekürzte und vereinfachte Version auf der Basis des Textes von Adolf Wurmbach: Von Bergmännern und Hammerschmieden (Kleine Westfälische Reihe, IV/7, Münster 1960), bearb. von Irene Rumpler M.A.

 Weitere Informationen bei: EBIDAT – Burgendatenbank des Europäischen Burgeninstituts: http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=305

Fakten und Erklärungen und viel Nebel

Die Burganlage Hohenseelbach wurde 1352 im Zuge territorialer Eroberungszüge des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg (reg. 1307-1354) erobert und zerstört. Wie im Mittelalter häufig üblich, wurde ein Wiederaufbau zunächst verhindert und war später nicht mehr erforderlich. Da sich mit solchen Ereignissen meist auch die Spur der ehemaligen Bewohner verliert, ranken sich beizeiten Geschichten um die Frage, wie es zu diesem Ende kommen konnte. Besonders das 19. Jahrhundert lieferte in solcher Hinsicht zahlreiche Erklärungsmuster.

Die Burgruine lag in der Nähe von Neunkirchen auf einem Berggrat zwischen dem Heller- und dem Daadebachtal gelegen, wurde aber im Zuge des Basaltabbaus bis 1917 vollständig abgetragen.

Wanderung um den Hohenseelbachskopf: https://www.ich-geh-wandern.de/hohenseelbachskopf

Auf zu den nächsten Geschichten

Wie der Raubritter im Teufelsloch versank und und wie man auf dem Druidensteig von Hohenseelbach zur Herke kommt.