Neid und Eifersucht sind seit Urzeiten Stolpersteine zwischenmenschlicher Beziehungen, so auch in der Sage vom Goldberg. Ein junger Bergmann wird Opfer einer falschen Anklage, weil er was hatte, was jemand anderes gerne hätte: nämlich Gold und eine hübsche Frau.
Im Goldberg bei Hagen hat man in alten Zeiten – so will es die Sage – Gold gefunden. Fleißige Bergleute haben hier viele Jahrzehnte erzhaltiges Gestein geschürft und manche Kaufleute in und um Hagen sind dadurch sehr wohlhabend geworden.
Nun kam eines Tages eine unbekannte arme Frau nach Hagen, als dies noch ein kleines Dorf war. Sie hatte einen Säugling bei sich, einen schönen Knaben. Der Dorfvorsteher nahm sie auf, gab ihr eine Wohnung und sorgte dafür, dass der Knabe gut erzogen wurde. Der wurde ein Bergmann und arbeitete wie viele andere des Dorfes in den Erzgruben rund um Hagen. Als der Junge nun erwachsen geworden war, wollte er eine Familie gründen und ging zu seinem Pflegevater. Er bat um die Hand der einzigen Tochter, die der junge Bergmann sehr lieb gewonnen hatte. Aber so gut der Ortsvorsteher für den Jungen gesorgt hatte, als Schwiegersohn war er ihm nicht gut genug. Und so schickte er ihn fort.
Als nun der junge Bergmann eines Morgens auf seinem Weg zur Arbeit war, sah er in einem hohlen Baum ein Glitzern und ein Funkeln. Er ging heran und traute seinen Augen kaum: Da lag ein wunderschönes Geschmeide aus Gold und Diamanten. Der junge Bergmann nahm es an sich und ging damit zum Vater seiner Auserwählten. Der staunte nicht schlecht und gab dem jungen Bergmann seine Tochter zur Frau.
Die Freude war groß, aber der Neid nicht weit. Der Sohn des Försters hatte ebenfalls um die hübsche Tochter des Dorfvorstehers geworben und sann nun darauf, wie er dem Bergmann schaden konnte. Er fasste einen gemeinen Plan und brachte zwei Zeugen, die behaupteten, der Bergmann sein mit dem Teufel im Bunde und nur deshalb zu dem Schmuck gelangt. Es kam zum Prozess und der arme Junge wurde zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Das war ein schrecklicher Tod.
Doch mitten aus den Flammen und dem dunklen Rauch flog eine weiße Taube heraus, als Zeichen dafür, dass der Bergmann unschuldig war. Die Mutter des Jungen weinte und klagte bitterlich. Mit einem Korb voller Mohnsamen stieg sie hinauf auf den Goldberg. Oben angelangt, schritt sie dreimal um den Gipfel herum und rief: „Verflucht sei das Gold, das meinen Sohn gemordet hat. Dieser Berg soll kein Gold mehr geben für so viele tausend Jahre als Mohnkörner in meinem Korb sind!“ Dann stürzte sie sich mitsamt dem Korb hinab in den Schacht des Bergwerkes. Der ganze Berg erzitterte und rote und blaue Flammen züngelten aus dem Schacht, bis alles einstürzte. Gold wurde daraufhin am Goldberg nie wieder gefunden.
Quelle: Richard Althaus (Hg.), Märkische Sagen von Ruhr und Lenne, Volme und Ennepe, Gummersbach, Gronenberg, 1986, S. 83 ff., überarbeitet von Irene Rumpler M.A.