Im Künstlerlexikon Thieme/Becker wird Jakob Scheiner als Landschaftsmaler geführt, aber diese Einordnung trifft nicht den Kern der Arbeiten von Jacob Scheiner. Seine eigentliche Profession galt der Bauwerksaufnahme, insbesondere im Bereich der Industriearchitektur.
Erhalten sind von ihm interessante Stadt- und Ortsansichten aus dem Siegerland und von Köln, aber insbesondere auch lithographische Auftragsarbeiten für bekannte Unternehmen der Eisenindustrie und des Maschinenbaus.
Jakob Scheiner (1820-1911) wurde in Sohlbach bei Siegen geboren, wuchs in Kreuztal-Ferndorf auf und erhielt in Siegen eine Ausbildung als technischer Zeichner. Es folgten Lehraufenthalte in Berlin und Kopenhagen, anschließend eine Selbständigkeit als Lithograph. Zugunsten einer Festanstellung gab er diese aber nach der Geburt seines Sohnes Wilhelm wieder auf. Lange Zeit lebte und arbeitete er in Köln. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Stadt- und Landschaftsansichten. Die Köln-Mindener und die Rheinische Eisenbahngesellschaft beauftragten ihn mit Dokumentationen und werbewirksamen Großformaten. Letztere kamen insbesondere auf zwei Weltausstellungen in Paris und Wien zur Geltung und brachten Scheiner Anerkennung und neue Aufträge.
Die älteste seiner Dokumentationen ist von 1865 und zeigt mit einem Titelblatt und 48 Lithographien ein Bauprojekt der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft, die die Strecke Köln – Gießen ausführte. Scheiner zeigt Situationspläne, Brücken, Tunnels, Bahnhofsgebäude und technische Anlagen, inklusive einzelner Stadtansichten. Letztendlich war es eine Werbemappe für die Eisenbahngesellschaft. Spannend ist, dass die Streckenführung heute noch ähnlich ist und man quasi anhand der Mappe eine Reise in die Vergangenheit unternehmen kann - ein absolutes Muss für Eisenbahnfans.
Gemeinsam mit seinem Sohn setzte er später gerade für den Kölner Raum zahlreiche Fabrikansichten um. Aber auch Krupp in Essen und die Hochofenanlage in Gelsenkirchen-Schalke wurden von Scheiner ins Bild gesetzt. Zumeist stand allerdings bei solchen Auftragsarbeiten der Repräsentationszweck eher im Vordergrund als das Anliegen, eine bestimmte Ausbauphase des Unternehmens zu dokumentieren.
Anders verhält es sich mit der Darstellung in Musterbüchern. Gebrauchsgegenstände und Maschinenteile aus Eisen, Öfen, Bügeleisen, Feuerzangenständer, Regenschirmhalter und Wasserpumpen aus der Zeit um 1850 dokumentierte Scheiner im Musterbuch der Gebrüder Achenbach, dem eine Abbildung der Eisengießerei in Buschhütten vorangestellt ist, einem noch heute aktiven Maschinenbauunternehmen.
Sein Sohn Friedrich Wilhelm Scheiner wurde ebenfalls Kunstmaler, nachdem er aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit als Leiter der Charlottenhütte in Niederschelden aufgeben musste.
Text: Irene Rumpler M.A.