Sie sind an sich nur gemeinsam denkbar, weil sie in ihrer künstlerischen Karriere immer als Paar und selten als Einzelperson in den Blick genommen wurden. Das mag daran liegen, dass sie sich in ihrer Kunst- und Fotografieauffassung so hervorragend ergänzt haben. Ihr gemeinsames Werk nahm für Generationen von Kunstschaffenden eine Vorbildfunktion ein.
Bernd Becher (1931-2007) wurde in Siegen geboren, studierte Malerei und Litho- sowie Typographie. Hilla Wobeser (* 1934), geboren in Potsdam, machte eine Ausbildung zur Fotografin und studierte 1958-1961 an der Düsseldorfer Kunstakademie. Dort lernte sie Bernd Becher kennen. Beide heirateten 1961 und begannen ein langes gemeinsames fotografisches Schaffen.
Ihren Bekanntheitsgrad verdanken beide ihrer konsequent typografischen Sichtweise und Darstellung von Industriebauten, die in schwarz-weiß als Serien in vergleichender Perspektive gegenüber gestellt werden und immer ohne Menschen auskommen.
Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Bernd Becher ausgehend von ersten Zeichnungen von Siegerländer Fachwerkhäusern und Industrieanlagen seine Vorliebe für die Fotografie entwickelte. So wird berichtet, dass er beim Zeichnen der Übertageanlagen der Grube Eisenhardter Tiefbau im Siegerland wegen des drohenden Abrisses zum Fotoapparat gegriffen haben soll, um seine unvollständige Zeichnung fertig stellen zu können. So gesehen begann er sein Wirken als Dokumentar einer niedergehenden Industrie. Heute verdanken wir den Bechers, dass zahlreiche Gebäude der Industriekultur, die im Zuge des Strukturwandels abgetragen worden sind, in präzisen Bildaufnahmen erhalten wurden.
Ebenfalls weniger bekannt und selten publiziert sind die Typologien von Siegerländer Fachwerkhäusern, die von den Bechers fotografiert worden sind.
Eine Auswahl an Fotografien finden Sie auf der Homepage des Metropolitan Museum of Art: http://www.metmuseum.org > Suche
Unbedingt hörenswert: Ein Gespräch mit Hilla Becher auf WDR 5 "Erlebte Geschichten": https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/erlebtegeschichten/hillabecher101.html
Text: Irene Rumpler M.A.
Foto: Museum für Gegenwartskunst Siegen