Streitbar und undiplomatisch, so schätzte sich Bernhard Wilhelm Funcke II (1820-1896) Sohn des aus Lüdenscheid stammenden Bernhard Wilhelm Funcke I (1793-1857) und einer der bedeutenden Unternehmer Hagens selbst ein. Zu seinem Familienkreis gehörten die Hagener Unternehmerfamilien Moll, Elbers und Harkort.
Sein gesellschaftlicher und politischer Einfluss in Hagen war beträchtlich und konfliktreich. Seine politischen Positionierungen waren nicht unumstritten. Im Laufe seines Lebens vollzog er den Wandel von einer frühliberalen, über eine neoliberale, hin zu einer konservativen Gesinnung.
Sein Vater, selbst ein Fabrikantensohn, hatte einen Indigohandel aufgebaut und suchte nach neuen unternehmerischen Herausforderungen. Gemeinsam mit dem Vetter Friedrich Hueck gründete er im Dezember 1844 in Hagen eine Holzschraubenfabrik, die er zum Tätigkeitsfeld für seinen Sohn Wilhelm Funcke, jun. vorsah. Im Indigohandel engagierte sich bereits einer der anderen Söhne. Deshalb wurde Wilhelm Funcke, jun. nach Abschluss seiner kaufmännischen Ausbildung in das Mutterland der Industrialisierung, England, zu Studienzwecken geschickt und lernte den dortigen Maschinenbau und die dortige Eisenindustrie ausgiebig kennen.
Mit väterlichem Kapital ausgestattet und mit dem Teilhaber Friedrich Hueck als weiterem Finanzier an seiner Seite, setzte Wilhelm Funcke, jun. seine Pläne für den Aufbau der Schraubenfabrikation um. Zur besseren Materialversorgung gründete er mit einem weiteren Verwandten, nämlich Eduard Elbers, ein Puddel- und Walzwerk und wurde Anteilseigner an der Maschinenfabrik Wagner & Co in Dortmund. Im Stammwerk wurden nicht nur Holzschrauben produziert, sondern auch Oberbauschrauben, Unterlegscheiben, und Gesenkschmiedeteile wie Schlüssel und Beschläge. Die Hauptabnehmer der Produkte waren die sich etablierenden Eisenbahngesellschaften.
Sein politisches Engagement veranlasste ihn, Mitinitiator des Langnamvereins zu werden und sich in Sachen Verkehrs-, Wirtschafts- und Sozialpolitik einzubringen. Dabei legte er Wert darauf, sich ohne staatliche Einflussnahme seiner sozialen Verantwortung als Unternehmer stellen zu wollen. Diese Anschauung barg Konfliktpotential für ihn und die preußischen Ordnungsbehörden. Einerseits ließ Funcke Wohnungen für die Arbeiterfamilien seines Unternehmens bauen und richtete eine Unterstützungskasse ein, andererseits lehnte er die staatlichen Gesetzesvorgaben ab und schloss nach eigenem Ermessen sogar einzelne Gruppen von der Unterstützung aus.
Dem Enkel Bernhard Wilhelm Funckes, Karl Ernst Osthaus, ermöglichte das Vermögen und der Nachlass seines Großvaters das Leben als Kunstsammler und Kunstmäzen.
Literatur:
Bestand F 160 - Funcke & Hueck, Westfälisches Wirtschaftsarchiv in Dortmund
Stremmel, Ralf: Wilhelm Funcke (1820-1896). In: Bergisch-märkische Unternehmer der Frühindustrialisierung, hrsg. von Ralf Stremmel. Münster, 2004. (Rheinisch-westfälische Wirtschaftsbiographien; 18), S. 581-610
Text: Irene Rumpler M.A.
Foto: RWWB, S.585, Quelle: Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv, K 8 Nr. 317.