Einst hatte ein ungeduldiger Fuhrmann am Kölnischen Heck zwischen Kreuztal-Krombach und Altenkleusheim seine Pferde in einem Unwetter zu Tode geritten - seitdem taucht an der Grenze Kreuztal / Altenkleusheim bei Gewitter um Mitternacht eine schaurige Gestalt auf. So erzählt man sich jedenfalls.
Es war einmal vor langer, langer Zeit ein Fuhrmann mit seinem Gespann aus dem Siegerland unterwegs ins Sauerland. Als er im letzten Dorf vor dem Kölnischen Heck in einem Gasthof einkehrte, war es fast Nacht geworden. Der Wirt schenkte ihm ein und riet ihm, über Nacht zu bleiben. „Nichts da!" rief der Gast ganz übermütig, denn er hatte ein paar Gläschen zu viel getrunken. Der Wirt schnitt ihm die Rechnung ins Kerbholz und ließ ihn ziehen.
Aber bald wurde der Weg den Elbertshagen hinauf immer steiler und beschwerlicher. Mit der Dunkelheit der Nacht zog auch ein schweres Unwetter auf. Der Sturm fegte über das Gebirge und der Regen schwemmte Erde und Steinmassen auf den Weg. Die Zugtiere kamen kaum noch von der Stelle, das machte den Fuhrmann wütend. Er sprang vom Wagen, fasste die Tiere, zog und zerrte am Halfter, doch sie kamen nicht vom Fleck. Bald war der Weg so aufgeweicht, dass die Räder unter der schweren Eisenlast bis an die Achse versanken.
Der Fuhrmann schlug in seiner Wut weiter und weiter auf die Tiere ein. Aber das half alles nichts. Die Tiere und selbst der Fuhrmann sanken immer tiefer und tiefer ein. Das merkte aber der rasende Fuhrmann nicht mehr. Plötzlich gab es einen Ruck und er versank mitsamt dem Wagen und seinen Tieren in der Tiefe. Über ihnen gurgelten die Wassermassen und der Schlamm.
Zur selben Stunde klopfte es beim Wirt im letzten Dörfchen vor dem Kölnischen Heck ans Fenster. Der wachte auf und sagte zu seiner Frau: „Grete, hä kömmt net läwig öwer det Heck!" Und seit damals kann so mancher, der zur Nachtzeit bei einem Gewitter das Kölnische Heck übersteigt, den unglücklichen Fuhrmann da oben sehen, wie er die Tiere am Halfter hält und sie mit feuriger Peitsche schlägt. Dann knallt es weit über das Land, die Blitze zucken und im Wirtshaus klirren die Fensterscheiben.
Quelle: gekürzte Version auf der Basis des Textes von Adolf Wurmbach (Hg.), Siegerländer Sagen, Siegen 1967, S. 15. f. Überarbeitet von Irene Rumpler M.A.
Erläuterungen:
Kölnisches Heck: Höhenzug im Westen und Nordwesten von Kreuztal, früher Landesgrenze zwischen dem Erzbistum Köln und dem Fürstentum Nassau-Oranien.
Kerbholz: Holzstab auf dem Schulden und Zahlungen eingekerbt wurden (eine Art frühes „Rechnungsbuch“)
Zwischen Altenkleusheim im Kreis Olpe und Kreuztal im Kreis Siegen-Wittgenstein verläuft die alte Grenze, die "das Kölsche Heck" genannt wird. Der frühere Gasthof Hambloch in Kreuztal Krombach (jetzt Baudenkmal)diente früher als Vorspannstation für die Pferdefuhrwerke. Das Foto zeigt eine alte Inschrift am ehemaligen Gasthaus Hambloch
In Kreuztal-Littfeld steht eine Windenergieanlage namens "Ewiger Fuhrmann".