Geschichten sind dafür da, dass man sie weitererzählt. Manche Geschichten werden jedoch vergessen, andere allerdings verankern sich fest im kollektiven Bewusstsein eines Ortes und werden Teil einer lebendigen Erzählkultur. So wie Geschichte von dem Raub der französischen Kriegskasse in Freudenberg erzählerisch immer wieder neu inszeniert wird und sich inzwischen sogar als Kunstwerk manifestiert hat.
In Freudenberg fand man beim Umbau alter Häuser versteckte Silbermünzen. Es wird erzählt, dass sie aus der Kriegskasse französischer Truppen stammten. Räuberische Bauern sollen sie erbeutet und versteckt haben.
So machte sich nach dem Überfall ein Mann aus Freudenberg auf den Weg zu dem Dorf Büschen. Er trug einen Eimer, in dem sich augenscheinlich Kräuter und Wurzeln befanden. Sie mussten allerdings ein beträchtliches Gewicht haben, denn der Mann wechselte den Eimer immer wieder von der einen Hand in die andere. Tatsächlich waren unter den oben aufgelegten Pflanzen blanke Geldstücke verborgen, die aus der geraubten Kriegskasse stammten. Glücklich war der Mann damit bisher nicht geworden, denn die Furcht vor Dieben quälte ihn, und so wollte er den Schatz seinem Schwager Hellbach in Verwahrung geben. Hellbach war aber nicht zu Hause, sondern wachte im Hauberg über den Meiler. Also keuchte der Mann den Berg hinauf und brachte seinem Schwager sein Anliegen vor. Schließlich vergruben sie den Eimer samt Inhalt in der Köhlerhütte. Als der Winter kam und es mit der Köhlerei vorbei war, erschien ihnen das Versteck im Wald nicht sicher genug. Hellbach grub den Eimer wieder aus und verbarg den Schatz in seinem Haus unter den Dielen der Wohnstube. In einer finsteren Nacht, als Hellbach und seine Frau gerade im tiefsten Schlaf lagen, drangen zwei Männer mit geschwärzten Gesichtern in das Haus ein. Sie fesselten die Eheleute und verlangten das Geld. Lange wollten die beiden nicht mit der Wahrheit heraus. Sie hätten nichts mehr. Das Geld sei längst wieder abgeholt worden. Die Einbrecher aber rissen die Dielen auf und fanden das Versteck. Dann machten sie sich mit dem Geld davon.
Tatsache: Im September 1796 wurde in Freudenberg eine französische Kriegskasse geraubt. Es ist die Zeit der Auseinandersetzung zwischen französischen und österreichischen Truppen. In welcher Weise auch Bauern und Einwohner Freudenbergs dabei waren, ist nicht belegt, aber es ranken sich viele Geschichten um den Raub.
Literatur: Bernhard Görnig, Sagen aus dem Siegerland, Kreuztal 2007, bearbeitet von Irene Rumpler