Der Steinbau (Bischofshaus), von 1224 an für fast 200 Jahre im Besitz des Erzbischofs von Köln als Miteigentümer von Stadt und Burg, steht neben dem Fachwerkbau (Grafenhaus) der Anlage. Ständige Residenz der Grafen von Nassau-Siegen wurde die Burg erst 1607.
Nach 1623, als das kleine Land unter den drei Söhnen Johann des VII. aufgeteilt wurde, entstand ein zweiter landesherrlicher Wohnsitz, der seit etwa 1700 als Unteres Schloss bezeichnet wird. Im Oberen Schloss residierte bis 1743 die katholische Linie des Hauses Nassau-Siegen, dann wurde die Anlage Dienstort örtlicher Verwaltungsbeamter, in Teilen Waisenhaus und schließlich Regionalmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.
Kunst- und Kulturgeschichte
Das Siegerlandmuseum im Oberen Schloss verfügt über einen reichen Sammlungsbestand, der sich in fünf Abteilungen gliedert und auf etwa 1500 qm Ausstellungsfläche gezeigt wird.
Die engen Verbindungen zwischen der Grafschaft Nassau und den Niederlanden werden in der umfangreichen Porträtsammlung des Museums nachvollziehbar, die alle wichtigen Vertreter des älteren Hauses Nassau-Oranien vereint, die von Wilhelm dem Schweiger bis zu Wilhelm III. König von England reichen und nicht nur die Geschichte der Personen, sondern auch die mit ihnen verbundenen historischen Ereignisse lebendig werden lassen.Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei auf den politischen Ereignissen des 16.-18. Jahrhunderts.Ein Nassauerwar auchJohann Moritz (1604-1679). Nach achtjähriger Tätigkeit als Generalgouverneur in Brasilien wurde er brandenburgischer Statthalter in Kleve. Er genoss das Vertrauen des Großen Kurfürsten. Als Landesherr schenkte er der Stadt Siegen ihr heutiges Wahrzeichen, das Krönchen der Nikolaikirche. Einen breiten Raum nimmt die Rubens-Sammlung des Museums ein. Der bedeutende flämische Barockmaler wurde 1577 in Siegen geboren. Großformatige Gemälde und eine reiche graphische Sammlung verdeutlichen das Schaffen des vielseitigen Meisters. Rubens Arbeiten werden ergänzt durch Gemälde aus seinem direkten Umfeld, darunter einem Trunkenen Silen von Jacob Jordaens und einem Heiligen Paulus von Abraham von Diepenbeke.
Stadtgeschichtliche Zeugnisse komplettieren die Dauerausstellungen.
Die Abteilung Wohnkultur des 19. Jahrhunderts gibt Einblick in das Leben vergangener Zeiten. Ein Salon mit einem Fis-Harmonium von Friedrich Wieck, dem Vater und Lehrer von Clara Schumann, soll Ulrike von Lewetzow gehört haben, der letzten Geliebten des Dichterfürsten Goethe.
Wirtschaftsgeschichte
Etwa 2500 Jahre lang bildeten Erzgewinnung und Verarbeitung die wichtigsten Grundlage der regionalen Wirtschaft. Vor- und frühgeschichtliche Bodenfunde bezeugen die frühe Besiedlung des Siegerlandes aufgrund der vorhandenen Bodenschätze. In Windöfen (ein Original aus der Latène-Zeit / etwa 150 vor Christus ist ausgestellt) wurde Eisen gewonnen. Seit dem 14. Jahrhundert benutzte man zur Winderzeugung in den Öfen wasserradbetriebene Hütten- und Hammerwerke. Die Entwicklung vom Hammerwerk über den Puddelofen bis zum Dampfhammer wird anhand von Modellen im Maßstab 1:10 verdeutlicht. Zweite Vorindustrielle Energiekraft war die Holzkohle. Im Siegerland betrieb man dazu eine besondere Waldwirtschaft, den Hauberg. In der ehemaligen Droschkeneinfahrt werden Teile der Mineraliensammlung präsentiert, die zu den bedeutendsten im Bundesgebiet gezählt werden darf.
Schaubergwerk
Als besondere Attraktion hat die Burganlage ein 1938 angelegtes Schaubergwerk vorzuweisen, das etwa 14 Meter unter dem Schlosshof liegt und über eine Länge von etwa 100 Metern das Arbeiten in Siegerländer Grubenbetrieben verdeutlichen soll. Gezähe (Abbaugeräte), Fördergeräte und Wettertrommel verweisen auf die Arbeit des Bergmanns unter Tage vor Beginn der Industrialisierung.
Schlosspark
Die wunderschön bepflanzte Anlage am Oberen Schloss ist ein besonderer Anziehungspunkt für viele Besucher. In den Sommermonaten finden hier die unterschiedlichsten Veranstaltungen statt. Mehr Infos unter: www.siegen.de
Museumspädagogische Programme und Führungen
- Sonntags werden Führungen angeboten. Treffpunkt ist um 14.30 im Eingangsbereich des Museums.
- Für Gruppen und Schulklassenen kann auf Wunsch eine Museumsführung durch das Siegerlandmuseum oder ausgewählte Sammlungsbereiche angeboten werden.
- Jeden 1. Samstag im Monat wird für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren eine offene Führung zu einem bestimmten Thema angeboten. Treffpunkt: Kasse des Siegerlandmuseums.
- Auf Wunsch wird auch eine eigens konzipierte Führung für Blinde und Sehbehinderte angeboten.
Fotos: GSS Gesellschaft für Stadtmarketing Siegen, Volker Speckenwirt, WAZ-FotoPool (Außenansicht) / Alexander Kiß