Die alte Mainzer Straße führte von Wilnsdorf über Oberwilden, Gilsbach, Burbach, Neukirch, Rennerod und Hadamar nach Limburg und weiter durch den Taunus nach Mainz. Die zweirädrigen, eisenbereiften Karren gruben sich an steilen Hängen und in feuchtem Gelände tief in den Untergrund ein. Wenn die “Fahrrillen” so tief wurden, dass die Achsen aufsetzten, entstand meist direkt neben dem alten ein neuer Weg. Noch heute diese Zeugnisse des alten Fernhandelsweges noch an vielen Stellen zu sehen. Einige sind nachfolgend beschrieben.
Zollstelle auf der Lipper Höhe
An der heutigen Zufahrt zum Siegerlandflughafen (Kreuzung B 54 mit L 911) befand sich bis 1840 der Grenzübergang im Dreiländereck von Nassau-Oranien (heute Nordrhein-Westfalen), Hessen-Nassau (heute Hessen) und Kur-Mainz (heute Rheinland-Pfalz). Das ehemalige Zollhaus ist bis heute erhalten.
Hohlwege in der Wacholderheide Gambach
Den besten Einblick in diese wunderschöne Kulturlandschaft ermöglicht ein durch Holzpfosten markierter Heideweg, der die Trasse der alten „Mainzer Straße“ quert. Bis zu fünf unterschiedlich tiefe Spuren (teilweise bis zu 2 m tief) sind zu erkennen. Im Tal der Burbach befindet sich das Stollenmundloch der Grube Richard II, das vor einigen Jahres von Heimatfreunden rekonstruiert wurde.
Auf der westlichen Seite der Landstraße ist die Fortsetzung einer Hohlwegtrasse zu erkennen und einige kleine Pingen (trichterförmige Vertiefungen, die durch Bergbautätigkeiten entstanden sind). Ein Pfad führt hinauf zu einem alten keltischen Siedlungs- oder Handelsplatz auf der Höhe („Alte Burg“).
Hohlweg zwischen Burbach und Gilsbach
Die alte Mainzer Straße hat auch am Simberg deutliche Spuren hinterlassen. Die alte Trasse verläuft hier auf der Talseite schnurgerade parallel zur heutigen Landstraße L 723.
Hohlwege zwischen Gilsbach und Wilnsdorf
Auch zwischen dem Pfaffenwald und dem Wildenbachtal ist ein Abschnitt der „Mainzer Straße“ im hangseitigen Gelände deutlich erkennbar. Ein Teilstück hinauf zum Pfaffenwald ist durch Wegebau zerstört, im weiteren Verlauf aber finden sich die Spuren der Fernstraße wieder, wie auch die Schlackenhalde eines mittelalterlichen Rennofens. Auf der Höhe des Gilsbacher Sportplatzes ist die Fernstraße als tiefer Hohlweg zu erkennen. Kurz darauf ist sie durch den Bau von Holzabfuhrwegen und den Lagerplatz eines holzverarbeitenden Betriebes völlig zerstört und im anschließenden Verlauf nur noch als sehr flache Spur zu erahnen. Sobald die Straße steil hinabführt, sind wieder deutliche Hohlwegspuren im Gelände zu finden. Unterhalb der Grube “Goldener Hut” endet der Hohlweg an der L 723. Hier sind durch den Straßenbau die Spuren der alten “Mainzer Straße” völlig verschwunden. Erst weiter abwärts, dort wo die Bondorfer Brücke den Wildenbach überquert, kann man sie wieder erkennen.